Torros-Historie seit 1946

Anfang mit Theo Clausen

Ohne Theo Clausen ist Basketball in Roßdorf im Jahre 1946 nicht denkbar. Wer war dieser Theo Clausen, wieso kam er nach Roßdorf?

Theo Clausen wurde 1911 im heutigen Surinam im nördlichen Südamerika als Sohn eines deutschen Missionars geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in Deutschland in einem Internat der Herrnhuter Brüdergemeinde. In Berlin studierte er am Institut für Leibesübungen und bekam 1935 für zwei Jahre ein Stipendium am Springfield College in den USA, das er mit dem „Master of Education“ abschloß. Die Basketballkenner werden hier aufhorchen: klar, Springfield, die Wiege des Basketballs. Theo Clausen begeisterte sich dort für diesen Sport.

Auch Philipp Kaffenberger aus Roßdorf erhielt 1935 ein Stipendium am Springfield College. In seinem Tagebuch steht am 19.September 1935: „Ankunft New York, Pier von Manhatten, Theo Clausen holt mich mit seinem Auto ab.“ 

„Ankunft New York, Pier von Manhatten, Theo Clausen holt mich mit seinem Auto ab.“

Diese Begegnung war nicht nur der Beginn einer Freundschaft, sondern auch der erste Kontakt von Theo Clausen mit dem fernen Roßdorf. Nach ihrem Studium in den USA trafen sich beide 1936 während der Olympischen Spiele in Berlin, wo Theo Clausen als Dolmetscher im Olympischen Dorf tätig war. Verständlich, das der Freund zur Roßdörfer „Kerb“ eingeladen wurde. Aus dem Hause Kaffenberger ist der Ausspruch überliefert:

„Philipp, draußen steht ein Amerikaner.“

Natürlich wurde der „Amerikaner“ bei Bekannten und Verwandten vorgestellt, so auch in der Gärtnerei Seibert. Theo Clausen lernte seine Frau kennen. Durch seinen Beruf als Wanderlehrer zur Trainerausbildung begannen für die junge Familie zunächst echte Wanderjahre, bis sie sich 1939 in Roßdorf niederließ.

Wen wundert es, daß bereits in diesem Jahr einige Mädchen aus der Abteilung Turnen/Leichtathletik die ersten Wurfversuche an einem umgebauten Barren unter der Leitung von Theo Clausen unternahmen. Erna Emig, Dora Rabanus, Lisbeth Schmunk und Else Stumpf gehörten diesem Kreis an.

Auch Buben der 4. und 5. Klasse beteiligten sich an diesen ersten Basketballversuchen. Theo Clausen gab zeitweise Sportunterricht an der Roßdörfer Volksschule.

Am 08.01.1939 wurde zwar in der Jahreshauptvesammlung der Turn- und Sportgemeinde Roßdorf die Basketballabteilung vorgestellt, zu einer Gründung kam es jedoch nicht; der zweite Weltkrieg beendete alle Basketballanfänge in Roßdorf.

Die ersten Jahre

Im April 1946 begannen unter der Leitung von Theo Clausen fünf junge Männer in der Roßdörfer Turnhalle mit dem Basketballtraining:

Georg Buchberger, Georg Grünewald, Fritz Kipp, Reinhard Müller und Horst Trautmann

Sie gründete die erste Basketballabteilung nach dem Krieg in Deutschland. Bereits ein Jahr später wurden die Herren erster hessischer Basketballmeister, die Damen holten sich den ersten Hessenmeistertitel 1948. Die Jugendmannschaften spielten wegen fehlender Gegner Ortsmeisterschaften aus, mit so klangvollen Namen wie „Rote Jäger“ oder „Kartoffelkäfer“. Streetball im Jahre 1947. Die jüngsten basketballbegeisterteten Buben und Mädchen waren 8 Jahre alt.

April 1946

Beginn mit dem Basketballtraining in der Turnhalle.

21. Juli 1946

Das erste Wettspiel wird in Dieburg (Freiplatz am Convict) gegen eine lettische Mannschaft ausgetragen und mit 22:102 verloren.

04. August 1946

Der neu angelegte Rasenfreiplatz ist Austragungsort in Roßdorf. Die Dieburger Lettenmannschaft gewinnt 71:17.

03. August 1947

Erstes Turnier auf dem Freiplatz. Roßdorf gewinnt vor dem Karlsruher TV 1846, der TSG 1878 Heidelberg und Mannschaften der Karlsruher Lebensversicherung und des Englischen Instituts Heidelberg.

31. Oktober 1947

In der Stadthalle Heppenheim findet die erste (inoffizielle) hessiche Basketball-Meisterschaft statt. Roßdorf wird Meister

12. September 1948

Die Roßdörfer Damenmannschaft erringt die erste ausgetragene Hessenmeisterschaft vor der SG Heppenheim und dem BC Darmstadt.

Februar 1951

Die SKG Roßdorf wird erfolgreichster Verein in Hessen. 

Die Damen und Herren gewinnen die Hessenmeisterschaft. Für die Damen ist bei der TSG 1878 Heidelberg Endstation in der Qualifikation zur deutschen Meisterschaft.

Die Herren schaffen den Aufstieg zur Oberliga Südwest. Sie gehören dieser (damals) höchsten Spielklasse bis zur Auflösung 1954 an.

26. - 28. Juli 1949

Die erste deutsche Basketball-Jugendmeisterschaft findet auf dem Roßdörfer Freiplatz statt. Maßgeblich an der Organisation under Unterbringen der Mannschaften in einem Zeltlager auf dem Rehberg ist die Basketballabteilung der SKG Roßdorf beteiligt. Gewinner wird der BC Heidelberg.

Zeit der Reisen - Zeit der Turniere

Fahrten in die nähere Umgebung oder auch ins Ausland sind heute eine Selbstverständlichkeit. Private PKW bringen die Mannschaften zu den Spielen. 1948 zur hessischen Meisterschaft in Gießen war ein US-Truck der Retter in der Not.

Heute gehört Radfahren zu einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, doch zu Anfang der Roßdörfer Basketballzeit fuhr man Rad, weil kein anderes Verkehrsmittel zur Verfügung stand oder es einfach am Geld für eine Fahrkahrte fehlte. Würzburg, Stuttgart, Augsburg waren Ziele ausgedehnter Radtouren. Auch wenn auf den letzten Kilometern die vermeintliche Abkürzung zur Verlängerung wurde, zum nächsten Ziel „strampelte“ man wieder gemeinsam. Heppenheim oder sogar Bad Kreuznach, das waren Tagestouren, auch für Jugendmannschaften. 1951 zog es die Roßdörfer zum erstenmal ins Ausland. Mit dem Touringbus ab Frankfurt war Luxemburg das Ziel.

Geschmuggelt haben Sie auch, die Roßdörfer Basketballer, etwas Kaffee für die Familie daheim, ein paar Zigaretten und sogar Geld nach Leipzig. Glücklicherweise waren die Bälle 1957 noch geschnürt, so war zwischen Blase und Lederhülle genügend Platz für einige Scheine.

Heute wären Fahrten in die Schweiz, nach Wien, Luxemburg und Frankreich oder durch Nord-, Süd- oder Westdeutschland von über einer Woche Dauer kaum noch zu realisieren. Aber in den fünfziger und sechziger Jahren waren diese Fahrten für die meisten Basketballer „Urlaubsreisen“ und eine gute Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen.

Durch diese Reisen wurden viele Kontakte im In- und Ausland geknüpft, die zu zahlreichen Gegenbesuchen führten. Die Turniere mit Mannschaften aus Bettembourg, Neuchatel, Wien, Mersch oder Essen, Wuppertal, Göttingen und der näheren Umgebung waren eine tolle Sache.

August 1951

Erste Auslandsfahrt nach Luxemburg zu einem Spiel gegen Sporting-Nitia Bettembourg. Roßdorf gewinnt 32:30.

Juli 1952

Eine belgische Mannschaft aus Arlon nimmt mit Sparta Bartringen (Luxemburg) an einem Turnier in Roßdorf teil. Fahrradtour durch Baden-Württemberg mit sechs Siegen aus sieben Spielen.

April 1955

Turnierteilnahme in Aarau (Schweiz) mit sechs Siegen in neun Spielen.

Juli 1955

Internationales Basketball-Turnier in Roßdorf mit Neuchatel (Schweiz), Wien-Gumpendorf und Mersch (Luxemburg). Die Wiener gewinnen aufgrund des besseren Korbverhältnisses.

April/Mai 1956

Wettspielreise nach Österreich mit Spielen in Salzburg und Wien. Bilanz: vier Siege und eine Niederlage.

Juli 1956

Internationales Turnier mit Les Pierrots Straßburg, den Freunden aus Mersch und der TSG Darmstadt. Roßdorf kann gewinnen.

April 1957

Fahrt mit Damen, Herren und männlicher Jugend nach Leipzig und Lauchhammer.

Juli 1957

Internationales Turnier mit Pacedero Jockey Club Barcelona, einer griechischen Mannschaft der TH Darmstadt, TUSPO Göttingen und der SKG Roßdorf. Die Spanier werden überlegener Sieger.

August 1963

Schwarzwaldfahrt der 1.Herrenmannschaft mit Spielen in Stuttgart, Freiburg, Lörrach und Säckingen. Ende einer erfolgreichen und schönen Zeit in allen Teilen Deutschlands und um nahen Ausland.

Vom Grasplatz zur Großsporthalle

1966 stand in der „Offenbach Post“ im Bericht zum entscheidenden Spiel um die Hessenmeisterschaft: „Bravo tapfere Offenbacher Basketballer, die auf dem ungewohnten Roßdörfer Freiplatz eine brilliante Leistung zeigten.“ Es war sicher für alle Gastvereine ein fürchterlicher Gedanke, im Herbst oder Frühjahr bei Wind, manchmal etwas Regen oder niedrigen Temperaturen im Freien zu spielen. Dabei konnten die Offenbacher noch froh sein, dass das Spiel nicht auf Grasnarbe von 1946 oder dem Sandplatz (bis 1952), sondern auf dem Asphaltplatz ausgetragen wurde, auf dem schon einmal die Pfützen gekehrt werden konnten, ohne das gleich neue Löcher für den nächsten Regen entstanden. Ein Spielverbot für hessische Oberliga-Mannschaften auf Freiplätzen zwang die Roßdörfer 1969 zur Wanderschaft in Hallen nach Eberstadt, auch nach Ernsthofen und zu den „Fast“-Heimspielen nach Grundernhausen, bis 1973 die Rehberghalle zur Verfügung stand.

Heute sind die Basketballer in der glücklichen Lage, neben der Rehberghalle noch die Großsporthalle der Justin-Wagner-Schule benutzen zu können.

Juli/August 1946

Die ersten Basketballgeräte in Holzausführung werden in Selbsthilfe auf dem Sportplatz errichtet, dort, wo auch heute noch der Freiplatz anzutreffen ist. Das Material stellt die Firma Kayser und Seibert zur Verfügung. Der Belag? Rasen, oder besser gesagt Gras, mit Maulwürfen und Mäusen als Untermieter.

Sommer 1947

Die Grasnarbe auf dem Freiplatz wird entfernt und eine Grusschicht mit Unterstützung der Odenwälder Hartsteinindustrie durch Arbeiter der Gemeinde und in Selbsthilfe aufgetragen. Fünf Jahre lang werden zu jedem Spiel und besonders nach Regen die Markierungen nachgezogen.

1969

Spielverbot auf Freiplätzen für alle Oberliga-Mannschaften in Hessen – erstes Ausweichquartier ist die Gutenbergschule in Eberstadt, danach noch Ernsthofen

1973

Die Rehberghalle wird fertig. Der Dank der Basketballer an die Gemeinde: Hessenmeister der Herren.

1983

Es gibt mit der Großsporthalle der Justin-Wagner-Schule nun zwei Spielstätten in Roßdorf. Ideale Sportbedingungen für die Basketballer.

2004

Mit der Zahlwaldhalle baut die Gemeinde Roßdorf eine weitere Großsporthalle, um dem chronischem Mangel an Trainingsplätzen – und zeiten zu begegnen.

Schiedsrichter

Der erfolgreichste aus der Reihe der vielen Roßdörfer Schiedsrichter war zweifellos Klaus Metzger mit seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles.

Angefangen hat jedoch die Schiedsrichtertradition bereits mit Theo Clausen. Georg Buchberger, Helmut Köhler und Reinhard Müller waren auf allen Spielfeldern Deutschlands zu Hause. Höhepunkte ihrer Schiedsrichterlaufbahn waren Bundesligaeinsätze und sogar Endspiele um die deutsche Meisterschaft.

Nicht vergessen darf man die Aufbauarbeit, die Georg Buchberger für das hessische Schiedsrichterwesen als Schiedsrichterwart des HBV geleistet hat.

Die Tradition ihrer Vorgänger setzten Manfred Landzettel und Walter Peetz in der Bundesliga und bei „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin fort. 

1939

Theo Clausen wird zweiter deutscher FIBA-Schiedsrichter nach Hermann Niebuhr.

1978

Klaus Metzger erwirbt die Lizenz als FIBA-Schiedsrichter, mit 25 Jahren der jüngste dieser Elitepfeifer

1984

Höhepunkt seiner Laufbahn sind die Olympischen Spiele in Los Angeles.

1987

Das Endspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft leitet Klaus Metzger.

Fortsetzung folgt...